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10/aCHzig_Aareschwimmen

oder moving to Bern

Schon der alte Johann Wolfgang schrieb: „(...) sie ist die schönste, die wir gesehen (...)“ – und er meinte damit Bern! Und man kann vom Geheimrat von Goethe denken was man will, doch wo er recht hat, hat er recht! Bern ist nicht nur eine Reise wert – Bern ist viel mehr lebenswert!

Lass mich dir erklären: Zuerst aber wirf bitte deine Vorurteile über Bord, von wegen Langsamkeit und langweilig und so weiter, denn sie sind so langweilig wie nicht wahr.  Vielmehr machen die Berner gute Miene zu dem bösen Spiel und denken, wann die anderen endlich wohl begreifen werden, dass sich Berner gerne ein wenig mehr Zeit lassen, damit die anderen auch Schritt halten können!

Aber was soll’s, ich bin kein Jurist und die Berner und Bernerinnen nicht so kompliziert. Die nehmen es nämlich recht locker und finden, solange die Zürcher und die Basler sie nicht behindern, sollen sie doch denken was sie wollen. Und ich mische mich da besser gar nicht ein. Denn als Wiener bin ich ja von Haus aus diplomatisch und ehrlich gesagt, ist von Wien aus betrachtet, der Größenunterschied zwischen Zürich und Bern ohnehin gar nicht so eindrucksvoll, wie man sich das in der Schweiz manchmal vielleicht vorstellen mag. Und auch wenn die in Zürich vielleicht sagen, „was ist schon Wien!“,  von London, Paris oder New York aus betrachtet, sieht die Welt nicht so viel anders aus. Aber bekanntlich kommt es auf die Größe ja letztlich ohnehin nicht an. Genauso wie beim Menschen ist es doch das Herz das zählt. Das Wesen, die Kultur. Darin steht Bern den Millionenmetropolen ganz bestimmt nicht nach. Vielleicht ist das jetzt ein Plädoyer für kleine Städte, denn mitunter sind Städte auch deshalb nur klein, weil ihnen die Speckschicht fehlt, die vielleicht unverzichtbar aber manchmal eben doch entbehrlich scheint. Viel entscheidender ist da doch der Kern, das Herz, der Geist der Stadt, man kann das gerne auch als Kultur bezeichnen, und darin steht die Stadt an der Aare der Limmatmetropole mit Sicherheit nicht nach. Und doch gibt es natürlich Unterschiede, die will auch niemand wegdiskutieren. So werden in Bern wahrscheinlich etwas weniger Krawatten verkauft, dafür ist das Leben auch etwas lockerer. Und das Leben in den Straßen, die Szenen in den Clubs und Hinterhöfen, die müssen sich bei Leibe nicht verstecken.

Am aller eindrücklichsten aber offenbart sich der Geist von Bern an einem heißen Sommerfeierabend, wenn hunderte von Bernern - Frauen, Männer, Kinder, Hunde – in gelassener Gemütlichkeit den Fluss hinunter treiben, sich treiben lassen und schon auch mal gegen den Strom schwimmen. An mehreren Abschnitten des Flusses, im Marzili, in der Matte, im Altenberg oder der Lorraine finden sich Ein- und Ausstiege, notabene auch im Stadtplan vermerkt, von denen aus man sich dem dynamischen Phlegma dieser Stadt anvertrauen kann, sieht die grünen Ufer, Sandsteinhäuser an sich vorüber ziehen. Treibt unter den hohen Brücken und den Stegen weiter, während am Ufer die Karawane der Badenden barfuß und in Badehosen, den Rückweg stromaufwärts in Angriff nimmt. Wie ein menschlicher Wall umschließen sie dann gemeinsam die Altstadt in der Aareschleife und bedeuten dem staunenden Beobachter, dass diese Stadt mit ihrem historischen Ensemble und den Arkaden, von denen Goethe so schwärmte und das zurecht als UNESCO Weltkulturerbe gilt mit Stolz und Selbstverständlichkeit verteidigt ist. Und ich als Neuankömmling, bin ein bisschen schon einer der ihren. Vielleicht ist es ja Zufall, vielleicht auch nicht. Oft zuvor war ich schon in Bern, nie hat sich ein Bad in der Aare ergeben. Nicht dass es mir verwehrt wurde, Gott behüte, nein! Doch irgendwie scheint mir, man muss hier angekommen sein, um diesen Sprung zu wagen. Die Stadt ist ein Teil der Aare und die Aare ein Teil von Bern. Und wer bereit ist, sich dem Sog zu überlassen, der ist sehr gut aufgehoben hier. So wie ich! Ab sofort!

August 2016

 

avi's choice

what to do

Bern besticht doch einfach durch sich selbst!

Sie ist eine Stadt, die sich wie von selbst ergibt. Ankommen, am besten am Bahnhof und – ob Frühling, Sommer, Herbst und Winter – einfach durch die Altstadt schlendern, in einem der vielen Antiquariate stöbern, Bücher kaufen(!) und während man sich in die Schriften von Einstein, der in Bern gelebt, Mani Matter, der aus Bern, in Bern – was sag’ ich, der selbst Bern war(!), Paul Klee, der den Geist von Bern in alle Welt getragen hat, und all der anderen kreativen Köpfe, die dieser Stadt entsprungen, oder hier Zuflucht fanden, ab und zu den Blick über die Alpen schweifen lassen. Das mahnende Bundeshaus erinnert an die Verpflichtung einer Demokratie, von der die Menschen in all den anderen Staaten dieser Welt im besten Fall nur träumen können, während du hinunter steigst und ein reinigendes kontemplatives Bad im Fluss nimmst.

Apéro

Zum Apéro ins Alpine in die „Grechtere“ - Gerechtigkeitsgasse für Anfänger und auf TomTom Angewiesene
http://www.alpinbern.ch

Essen

danach zum Essen in den Falken - traditionell und modern zugleich - das schließt einander gar nicht aus.
http://www.falken.restaurant

Schlafen

Übernachten – und auch essen - könnt ihr gut und gern im Albert und Frida unten gleich beim Bärengraben / im Altenberg.
http://www.landhausbern.ch

Sehen und

Geht ins Zentrum Paul Klee. Eingerichtet dem Gedächtnis eines der größten und aktuellsten Künstler dieser kaum vergangenen Zeit. Denn – und das ist meine ganz persönliche Meinung – wer durch die Augen von Paul Klee die ganze Welt betrachtet, der kommt bald drauf, dass er an keinem schlechten Ort zu denken begonnen hat.
http://www.zpk.org